Medical technology concept (stock photo)

Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen: Chancen und konkrete Anwendungen mit SwissGPT

Philipp Senn
Philipp Senn

Generative KI hält Einzug in den Praxisalltag – doch wie kann sie sinnvoll und sicher genutzt werden? In der Webinar-Reihe «SwissGPT im Gesundheitswesen» von HIN und AlpineAI gaben Experten Einblicke in aktuelle Entwicklungen, konkrete Anwendungsfälle und Herausforderungen.

Künstliche Intelligenz (KI) verändert das Gesundheitswesen grundlegend – von der Unterstützung medizinischer Fachpersonen bis hin zur Automatisierung administrativer Prozesse. Doch welche konkreten Anwendungen gibt es bereits heute? Und wie kann SwissGPT, eine auf hochregulierte Bereiche wie das Gesundheitswesen zugeschnittene KI-Technologie, den Praxis- und Klinikalltag erleichtern?

Diese Fragen standen im Mittelpunkt unserer Webinare «SwissGPT im Gesundheitswesen», die wir gemeinsam mit unserem Partner AlpineAI veranstaltet haben. Hochkarätige Expert:innen gaben wertvolle Einblicke in aktuelle Entwicklungen, konkrete Anwendungsfälle und Herausforderungen im Einsatz von generativer KI im Gesundheitswesen.

Aktuelle Trends in der generativen KI

Pascal Kaufmann, Neurowissenschaftler sowie CEO und Gründer von AlpineAI, eröffnete das Webinar mit einer Übersicht zu den neuesten Trends im Bereich generativer KI. Seine Kernbotschaften:

  • «Die Mondlandung des 21. Jahrhunderts» – Generative KI wird oft mit bahnbrechenden technologischen Errungenschaften wie der Mondlandung verglichen. Sie verändert grundlegend, wie Menschen arbeiten, kommunizieren und Entscheidungen treffen.
     
  • Das Rennen um KI 2025 – Während sich globale Tech-Giganten einen Wettlauf um die leistungsfähigsten KI-Systeme liefern, muss die Schweiz ihre eigene Nische finden: vertrauenswürdige, sichere und spezialisierte KI-Lösungen.
     
  • Herausforderungen von Standard-KI wie ChatGPT – Kaufmann betonte, dass Mainstream-KI-Lösungen oft nicht für hochregulierte Bereiche wie das Gesundheitswesen geeignet sind. Datenschutzprobleme, mangelnde Transparenz und fehlende Anpassung an spezifische medizinische Anforderungen machen sie für den klinischen Einsatz ungeeignet.

Aufzeichnung des Webinars vom 13. Februar 2025

SwissGPT – KI-Chatbot für das Gesundheitswesen

Am Beispiel von SwissGPT erläuterte Dr. Daniela Suter, COO und Gründerin von AlpineAI, in welchen konkreten Anwendungsfällen spezialisierte KI-Lösungen den Praxisalltag erleichtern können, und welche Herausforderungen und Stolpersteine es dabei zu beachten gilt:

  • Rollen, die SwissGPT übernehmen kann:
    • GPT-Analyst: Automatische Analyse und Zusammenfassung von medizinischen Dokumenten.
    • GPT-Protokoll: Unterstützung bei der Protokollierung und Dokumentation von Sitzungen oder Arztgesprächen.
    • GPT-Experte: Chatten mit hochgeladenen Daten und Extraktion von relevanten Inhalten.
    • GPT-Autor: Erstellung von E-Mails, Berichten, Anträgen und anderen (nicht-)medizinischen Dokumenten.
       
  • Anwendungsfälle im Praxisalltag:
    • Automatisierte Dokumentation: SwissGPT kann Patientengespräche (auch in Mundart) transkribieren und relevante Informationen fachspezifisch extrahieren.
    • Mehrsprachigkeit und Zusammenfassungen: Die KI hilft bei der schnellen und präzisen Übersetzung medizinischer Texte.
    • Therapieentscheidungen unterstützen: SwissGPT kann auf Basis der eingegebenen Daten bei der Diagnose unterstützen.
       
  • Fachspezifisches Wissen und massgeschneiderte Funktionen: Im Gesundheitswesen empfiehlt es sich, auf eine datenschutzkonforme generative KI zu setzen, die auf fachspezifischen Daten aufbaut und für entsprechende Anwendungen optimiert wurde.
     
  • Strikte Einhaltung von Datenschutz und Ethik: Vor dem Einsatz einer KI ist zu prüfen, ob sie den strengen Vorgaben bezüglich Datenschutz und Berufsgeheimnis gerecht wird und sich speziell für die Verarbeitung medizinischer Daten in der Schweiz eignet.
     

KI in der Praxis – Einblicke der Clienia Gruppe

Tarik Martinovic, Innovation Manager der Clienia Gruppe, zeigte, wie Clienia SwissGPT in der Praxis anwendet. Die Clienia Gruppe setzt in einem Proof of Concept (PoC) auf die Integration von KI-gestützten Transkriptionen in ihr bestehendes Klinik-Informationssystem (inesKIS).

 

  • Automatisierte Dokumentation: Mithilfe von SwissGPT können Patientengespräche per App aufgezeichnet, transkribiert und relevante fachlich übersetzte Inhalte automatisch in Patientenakten übertragen werden.
     
  • Effizienzsteigerung und Zeitersparnis: Durch die KI-gestützte Automatisierung von Routinearbeiten wird der administrative Aufwand für die Gesundheitsfachpersonen erheblich reduziert, sodass mehr Zeit für die Patientenbetreuung bleibt.
     
  • Schnellere Berichterstellung und Rechnungsstellung: KI hilft dabei, medizinische Berichte effizienter zu erstellen, was wiederum die Fallbearbeitung und Abrechnung beschleunigt.
     
  • Einhaltung höchster Datenschutzstandards: Daten- und Firmenstandort Schweiz ermöglicht die sichere Verarbeitung sensibler Patientendaten und die persönliche Unterstützung durch das Team von AlpineAI.

HIN als Wegbereiter für sichere und innovative digitale Zusammenarbeit

Mit generativer KI als «Mondlandung des 21. Jahrhunderts» hat die Digitalisierung des Gesundheitswesens einen entscheidenden Wendepunkt erreicht. HIN versteht sich dabei nicht als Technologieführerin, sondern als Facilitator, der sichere digitale Lösungen bereitstellt und die Akzeptanz neuer Technologien fördert.

HIN und AlpineAI entwickeln aktuell gemeinsam auf der Basis von SwissGPT ein HIN GPT, das speziell auf die Bedürfnisse im Gesundheitswesen ausgerichtet ist und die Anbindung an gängige KIS-/PIS-Systeme ermöglicht. Unser Ziel ist es, den konkreten Nutzen von KI in der Praxis zu erproben und sicherzustellen, dass sie einfach, regelkonform und effektiv eingesetzt werden kann. Gleichzeitig stehen wir im engen Austausch mit unseren Mitgliedern, um neue, innovative Services zu entwickeln, die echten Mehrwert bieten.

Wir informieren die HIN Community, sobald HIN GPT verfügbar ist.

Wer nicht so lange warten möchte, kann SwissGPT als Webapplikation testen. So ermöglichen wir einen ersten Blick ins «Labor» der KI-assistierten Kommunikation und Zusammenarbeit.

Hier können Sie sich über unser Online-Formular für einen Testzugang registrieren:

Für Testzugang anmelden

Webinar-Aufzeichnung und Materialien zum Download

Für alle, die nicht live dabei sein konnten oder das Webinar nochmals nachverfolgen möchten, stellen wir die Aufzeichnung sowie ergänzende Materialien zur Verfügung:

Detaillierte FAQ zu den im Webinar gestellten Fragen sind in Arbeit. Wir werden diese demnächst auf unserer Website publizieren und via HIN Newsletter darüber informieren.

Wir danken der HIN Community für das grosse Interesse und freuen uns auf den weiteren Austausch zur Zukunft von KI im Gesundheitswesen!

Philipp Senn
Autor: Philipp Senn - Leiter Kommunikation

Sprache und Informationstechnik haben mich schon immer fasziniert – bei HIN kann ich beides verbinden. Als Leiter Kommunikation bei HIN und «nebenamtlicher» Referent für die HIN Academy möchte ich unseren Lesern vielschichtige Aspekte der digitalen Transformation vermitteln und ihr Bewusstsein für die damit zusammenhängenden Fragen der IT-Sicherheit schärfen.

Expertise
Sprache und Informationstechnik haben mich schon immer fasziniert – bei HIN kann ich beides verbinden. Als Kommunikationsspezialist habe ich in der IT, im Verbandswesen und in der öffentlichen Verwaltung Erfahrung gesammelt. Als Leiter Kommunikation bei HIN und «nebenamtlicher» Referent für die HIN Academy möchte ich unseren Lesern vielschichtige Aspekte der digitalen Transformation vermitteln und ihr Bewusstsein für die damit zusammenhängenden Fragen der IT-Sicherheit schärfen.

Redaktionelle Inhalte
Im HIN Blog informiere ich über aktuelle Entwicklungen bei HIN, stelle Persönlichkeiten und Meinungen zur Digitalisierung im Gesundheitswesen vor und berichte über E-Health und Datensicherheit. Ich führe Interviews mit Exponenten der Branche oder recherchiere Hintergrundinformationen – und gebe Ihnen so einen Einblick hinter die Kulissen.

Ganz persönlich
(Fremd-)Sprachen und Technik stehen bei mir auch privat hoch im Kurs, sei es bei Reisen in ferne und weniger ferne Gefilde oder kleinen Bastelprojekten in Haus und Garten. Meine Freizeit verbringe ich am liebsten mit meiner Familie. Ich lache gern und bin für ein spannendes Gespräch unter Freunden, Kollegen oder Bekannten immer zu haben.

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