Die interprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheitswesen fördern: Partnerschaft der Plattform Interprofessionalität und HIN

Die interprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheitswesen fördern: Partnerschaft der Plattform Interprofessionalität und HIN

Philipp Senn
Philipp Senn

Seit April 2021 pflegen die Plattform Interprofessionalität und HIN eine Partnerschaft. Ihr gemeinsames Ziel: Die interprofessionelle Zusammenarbeit im Schweizer Gesundheitswesen fördern und erleichtern. Sébastien Jotterand, Präsident der Plattform, hat mit uns über den Mehrwert der interprofessionellen Zusammenarbeit für das Gesundheitswesen und über die Ziele der Plattform gesprochen.

 Janine: Herr Jotterand, die Plattform Interprofessionalität hat das Ziel, die interprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheitswesen zu fördern. Was verstehen Sie unter interprofessioneller Zusammenarbeit?

Die Komplexität gewisser Krankheitsbilder und Patientensituationen erfordert die Kompetenzen von Gesundheitsfachpersonen aus verschiedenen Bereichen. Patientinnen und Patienten benötigen also bei vielen gesundheitlichen Problemen die Hilfe mehrerer Gesundheitsfachpersonen gleichzeitig. Dann ist interprofessionelle Zusammenarbeit notwendig: der Austausch – auch gemeinsam mit dem Patienten – über mögliche Therapieformen und Behandlungsmöglichkeiten.

Welchen Mehrwert bringt interprofessionelle Zusammenarbeit?

Die Zusammenarbeit unter Fachpersonen ist eine positive Erfahrung: die eigene Sichtweise schildern, den Horizont durch die Ansichten und das Fachwissen anderer Fachpersonen erweitern… Durch den Austausch offenbaren sich oft bisher unbekannte Aspekte – und dies bereichert. Interprofessionelle Zusammenarbeit macht es möglich, dem Patienten eine noch bessere Behandlung zukommen zu lassen. Jede Patientin und jeder Patient hat ein Recht auf Information. Und diese Information kann verständlicher und vollständiger sein, wenn unter den verschiedenen Behandlungspartnern ein Austausch gepflegt wird. Die Bereicherung durch interprofessionelle Zusammenarbeit spiegelt sich auch in der Motivation des Patienten wider: Dieser wird sich stärker in seine Therapie einbringen, wenn er die Zusammenarbeit seines Behandlungsteams als stark empfindet.

Was braucht es denn, damit die interprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheitswesen gelingt?

Der Austausch und die Zusammenarbeit unter Fachpersonen brauchen Zeit. Für eine langfristig gelingende interprofessionelle Zusammenarbeit braucht es deshalb Rahmenbedingungen, welche diesen Aufwand anerkennen und entsprechend honorieren.

Und wie fördert die Plattform Interprofessionalität den Austausch im Gesundheitswesen?

Die Plattform hat Qualitätskriterien für interprofessionelle Projekte erarbeitet und veröffentlicht und sie veranstaltet alle zwei Jahre ein Symposium zu einem aktuellen Thema, das die Art und Weise der Zusammenarbeit in der Grundversorgung beleuchtet. Durch unsere Strukturen und Aktivitäten – beispielsweise durch unseren Ausschuss, den Sachverständigenrat, die Delegiertenversammlung und unsere Partnerschaften – erleichtern wir zudem die Vernetzung von Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Berufsverbände der medizinischen Grundversorgung in der Schweiz. Kurzum: Wir erleichtern den interprofessionellen Austausch.

Die Digitalisierung ist auch im Gesundheitswesen allgegenwärtig. Welche Chancen bietet sie Ihrer Meinung nach für die Zusammenarbeit?

Ich bin kein Experte, aber ich würde sagen: Die Digitalisierung ist das Fundament für die Kooperation zwischen Gesundheitsfachpersonen, die an unterschiedlichen Orten tätig sind und sich nicht persönlich treffen und austauschen können. Sie ist auch die Grundlage mehrerer vielversprechender Projekte im Rahmen der interprofessionellen Zusammenarbeit für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit komplexen Krankheitsbildern oder Mehrfacherkrankungen. Beispiele sind gemeinsame Medikations- oder Behandlungspläne, die gemeinsame Medikamentenabstimmung, die Patientenverfügungen oder die vorausschauende Behandlungsplanung (Advance Care Planning). Hier steht uns natürlich auch das gesamte Feld der Cybergesundheit offen, das – sofern es nutzbringend eingesetzt wird – die Kontinuität der Gesundheitsversorgung verbessern könnte.

Und wie haben die Möglichkeiten des elektronischen Austauschs die Zusammenarbeit im Gesundheitswesens Ihrer Meinung nach in den letzten Jahren verändert?

Na ja, so eine E-Mail kann einem schon die Ferien verderben … Nein, Spass beiseite: Dass Gesundheitsfachpersonen Informationen heute über gesicherte E-Mails austauschen können, hat die Abstimmung untereinander deutlich verbessert und vereinfacht. Dadurch sind auch zu Unzeiten eingehende Telefonate, die uns früher häufig bei der Arbeit unterbrochen haben, seltener geworden. Hinzu kommt, dass die Patientinnen und Patienten bei der Behandlung ihrer Krankheiten heute eine aktivere Rolle einnehmen können.

Die Plattform Interprofessionalität und HIN arbeiten seit diesem Jahr im Rahmen einer Partnerschaft zusammen. Wo sehen Sie Synergien, die genutzt werden können?

Wir sind sehr dankbar für die wertvolle Unterstützung, die uns HIN freundlicherweise gewährt! HIN fördert die Vernetzung der verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen, indem sie die Vertraulichkeit von Daten garantiert. Dies ist die Grundlage unserer Arbeit. Im Rahmen unserer Partnerschaft könnte HIN die Plattformmitglieder auf die Relevanz des datenschutzkonformen Austausches elektronischer Daten über und mit Patientinnen und Patienten aufmerksam machen – zum Beispiel im Rahmen unseres für 2022 geplanten «Summer Academy»-Projekts zur interprofessionellen Weiterbildung.

Symposium vom 21. September 2021Die interprofessionelle Zusammenarbeit in Rand- oder Bergregionen ermöglicht einen besseren Zugang zu einer hochwertigen medizinischen Grundversorgung, so das Fazit des Symposiums der Plattform Interprofessionalität.

Zur Medienmitteilung

Sébastien Jotterand

Sébastien Jotterand

Präsident der Plattform Interprofessionalität in der primären Gesundheitsversorgung und Vize-Präsident von Haus- und Kinderärzte Schweiz (mfe). Der Facharzt für Allgemeine Innere Medizin praktiziert im Centre Médical d’Aubonne (VD).

Die Plattform Interprofessionalität in der primären Gesundheitsversorgung

Die Plattform Interprofessionalität ist der erste Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Interprofessionalität in der primären Gesundheitsversorgung. Sie ist in ihrer Art einzigartig, vereint mehr als ein Dutzend Berufs- und Fachverbände aus dem Gesundheitswesen und vertritt damit die Mehrheit der Gesundheitsfachpersonen des ambulanten Gesundheitswesens in der Schweiz.

Webseite besuchen

Philipp Senn
Autor: Philipp Senn - Leiter Kommunikation

Sprache und Informationstechnik haben mich schon immer fasziniert – bei HIN kann ich beides verbinden. Als Leiter Kommunikation bei HIN und «nebenamtlicher» Referent für die HIN Academy möchte ich unseren Lesern vielschichtige Aspekte der digitalen Transformation vermitteln und ihr Bewusstsein für die damit zusammenhängenden Fragen der IT-Sicherheit schärfen.

Expertise
Sprache und Informationstechnik haben mich schon immer fasziniert – bei HIN kann ich beides verbinden. Als Kommunikationsspezialist habe ich in der IT, im Verbandswesen und in der öffentlichen Verwaltung Erfahrung gesammelt. Als Leiter Kommunikation bei HIN und «nebenamtlicher» Referent für die HIN Academy möchte ich unseren Lesern vielschichtige Aspekte der digitalen Transformation vermitteln und ihr Bewusstsein für die damit zusammenhängenden Fragen der IT-Sicherheit schärfen.

Redaktionelle Inhalte
Im HIN Blog informiere ich über aktuelle Entwicklungen bei HIN, stelle Persönlichkeiten und Meinungen zur Digitalisierung im Gesundheitswesen vor und berichte über E-Health und Datensicherheit. Ich führe Interviews mit Exponenten der Branche oder recherchiere Hintergrundinformationen – und gebe Ihnen so einen Einblick hinter die Kulissen.

Ganz persönlich
(Fremd-)Sprachen und Technik stehen bei mir auch privat hoch im Kurs, sei es bei Reisen in ferne und weniger ferne Gefilde oder kleinen Bastelprojekten in Haus und Garten. Meine Freizeit verbringe ich am liebsten mit meiner Familie. Ich lache gern und bin für ein spannendes Gespräch unter Freunden, Kollegen oder Bekannten immer zu haben.

Weitere Artikel von Weitere Artikel von Philipp Senn