Die Digitalisierung des Medikationsprozesses wirft bei Ärzten und Ärztinnen viele Fragen auf: Werde ich mehr Aufwand in meinem Praxisalltag haben? Wie reagieren meine Patientinnen und Patienten auf Veränderungen, und ist ein E-Rezept tatsächlich sicherer als ein Papierrezept?
Dieser Beitrag ist am 10. April 2024 in der Schweizerischen Ärztezeitung erschienen.
Wir alle kennen es: Ein neues Tool wird eingeführt oder ein Softwareupdate durchgeführt, und plötzlich ändern sich unsere Arbeitsabläufe. Nach anfänglicher Anstrengung gewöhnen wir uns jedoch daran und nutzen die Vorteile optimierter und effizienterer Arbeitsprozesse. Wer würde schon in seinem Alltag von einem Computer auf eine Schreibmaschine oder vom Handy auf ein Festnetztelefon umsteigen?
Ein integrierter, sicherer Bestandteil des digitalen Medikationsprozesse
Das Gleiche gilt auch für die Einführung digitaler Varianten bereits bestehender und funktionierender Prozesse wie des Medikationsprozesses. Kürzlich habe ich einer Ärztin den E-Rezept Schweiz Service vorgestellt, den HIN auf Initiative von FMH und pharmaSuisse entwickelt hat. Mit diesem Service können Rezepte einfach und sicher digital ausgestellt und eingelöst werden. Sie schrieb aber ein Rezept auf ihrem herkömmlichen Rezeptblock und fragte mich: „Können Sie mir eine Alternative zeigen, wie ich zeitsparender ein Rezept ausstellen könnte?“ Auf diese Herausforderung bin ich gerne eingegangen.Die Digitalisierung des Rezepts bringt viele Vorteile mit sich, die über die Zeiteinsparungen hinausgehen. In wenigen Klicks ist nämlich auch ein E-Rezept direkt in der Praxissoftware erstellt. Die flächendeckende Einführung des E-Rezepts ist eine zentrale Komponente eines digitalen Medikationsprozesses von der Arztpraxis über den Patienten und die Patientin bis zur Apotheke. Ausserdem erhalten Ärzte und Ärztinnen mit dem E-Rezept und dem zugrundeliegende eMediplan-Standard eine integrierte Sicht auf die Medikation ihrer Patienten und Patientinnen. Sie können einsehen, ob und welche Medikamente von der Apotheke abgegeben wurden. Die Abgabe der Medikamente wird im E-Rezept registriert, was im Vergleich zum heutigen Papierrezept das Missbrauchsrisiko verringert und die Patientensicherheit erhöht, da Mehrfacheinlösungen nicht mehr möglich sind. Alle für die Apotheke notwendige Informationen sind klar lesbar auf dem E-Rezept ersichtlich und im QR-Code enthalten. Dies spart wiederum Zeit in der Arztpraxis, die sonst für Rückfragen verschwendet worden wäre.
Datensparsamkeit als Grundprinzip
Der E-Rezept Schweiz Service ist zudem State-of-the-Art datenschutzkonform und datensparsam. Alle Informationen sind in einem QR-Code enthalten. Der Patient behält so die Hoheit und Kontrolle über seine Daten. Ein E-Rezept kann nur von Personen ausgestellt werden, die sich mit einer persönlichen eID mit dem Attribut „Arzt“ authentisieren können und es kann nur von Personen eingelöst werden, die sich mit einer Organisations-ID mit dem Attribut „Apotheke“ oder einer persönlichen eID mit dem Attribut „Apotheker/Apothekerin“ authentisieren können. Diese Datensparsamkeit, die einem gesellschaftlichen Bedürfnis zugrunde liegt, kann nur durch die Digitalisierung des Rezepts gewährleistet werden. Herkömmliche Rezepte können damit einfach nicht mithalten. Selbst für HIN, die den E-Rezept Schweiz Service bereitstellt, bleiben die Rezeptdaten unzugänglich. Nur diejenigen Daten, die für die Weiterverarbeitung (z. B. Prüfung und Entwertung) erforderlich sind, werden in einem sicheren Rechenzentrum in der Schweiz gespeichert.Sobald man den Dreh raushat, ist das Ausstellen eines E-Rezepts in wenigen Handgriffen genauso schnell wie ein herkömmliches Rezept auf einem Stück Papier. Es spart jedoch langfristig viel mehr Zeit und Aufwand, ist sicherer und effizienter. Ein E-Rezept kann genau das, was ein Papierrezept machen kann, nur viel besser. Deshalb kann ich Ärzte und Ärztinnen, die nach einer besseren Alternative zum Papierrezept suchen, nur dazu ermutigen, sich auf die Einführung des E-Rezepts vorzubereiten und sich auf die Integration des E-Rezepts in ihr Praxisinformationssystem zu freuen. Die Integration steht nämlich allen Anbietern von Praxisinformationssystemen offen. Das E-Rezept klopft bald auch an Ihre Tür!
Lucas Schult
Lucas Schult ist Geschäftsführer (CEO) von HIN. Er schreibt an dieser Stelle regelmässig über digitale Sicherheit.