Herzensbilder schenkt Familien in Ausnahmesituationen professionelle Fotos als bleibende Erinnerung. Im Interview spricht Teamleiterin Josiane Kempf-Jenelten über die Ziele und Aufgaben des Vereins und erklärt, warum Datenschutz bei Herzensbilder ein wichtiges Thema ist.
Frau Kempf-Jenelten, erzählen Sie mir doch in Ihren eigenen Worten, was der Verein Herzensbilder macht.
Herzensbilder schenkt Familien in sehr schwierigen, ausserordentlichen Situationen Familienfotografien. Dies sind beispielsweise Familien mit frühgeborenen Kindern, mit Sternenkindern (Kinder, die vor oder kurz nach der Geburt versterben), mit unheilbar erkrankten oder körperlich schwer beeinträchtigten Kindern. Oder Familien, in denen der Vater oder die Mutter schwer verunfallt oder erkrankt ist. Ein Fotograf besucht dann die Familie im Spital oder zu Hause und macht professionelle, persönliche Familienfotos. Diese Bilder werden der Familie kostenlos geschenkt.
Eine wunderschöne Idee. Wie ist sie entstanden?
Ihre eigene Erfahrung hat unsere Gründerin, Kerstin Birkeland, bewogen, die Organisation Herzensbilder ins Leben zu rufen. Ihr Sohn ist an einem Hirntumor gestorben. Nach seinem Tod wurde der Familie bewusst, dass es kein einziges schönes Foto der gesamten Familie – Till, seiner Eltern und seiner Schwester – gab.
Josiane Kempf-Jenelten ist Teamleiterin bei Herzensbilder.
Es gab keine Möglichkeit, ein bestehendes Foto zu verschönern oder zu bearbeiten, es waren entweder die Augen geschlossen oder zu unscharf, dies konnte kein Bearbeitungsprogramm verändern. Immer wieder dachte Kerstin Birkeland: Es wäre so schön, dieses eine innige Familienbild zu haben. Sie hatten es nicht, und sie wünschte sich, dass es bei anderen Familien anders sein könnte – und schrieb in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zahlreiche Fotografen an… Innerhalb von 24 Stunden meldeten sich schon 70 Fotografen zurück und schrieben, dass sie mitmachen würden. Bereits kurze Zeit später wurden die ersten Herzensbilder im Kinderspital Zürich gemacht. Das war im Jahr 2012. Zu Beginn war der Verein Herzensbilder lediglich in der Region Zürich tätig, dann auch bald in der Ostschweiz. Heute sind wir in der gesamten Deutschschweiz unterwegs. Zudem kamen später auch noch Visagistinnen dazu.
«Besonderen Wert legen wir bei unserer Arbeit auf Einfühlungsvermögen und Feingefühl.»
Wie viele Leute arbeiten mit bei Herzensbilder?
Rund 220 Fotografen, Stylistinnen und Visagisten arbeiten ehrenamtlich bei uns. Sie sind ein riesiges Geschenk. Denn wir sind ein Verein, wir leben ausschliesslich von Spenden. Die Ehrenamtlichen dürfen die Spesen dank der Spenden in Rechnung stellen. Viele schenken neben ihrer Zeit auch diese Auslagen unentgeltlich. Zusätzlich haben wir ein kleines Team in der Administration sowie Einsatzleiterinnen, die 365 Tage pro Jahr erreichbar sind. Diese werden regulär entlöhnt, alle in Teilzeitarbeit.
Was ist Ihnen und Ihrem Team bei der Arbeit wichtig?
Grossen Wert legen wir auf Einfühlungsvermögen und Feingefühl. Dass die Person, die eine Familie besucht, dies mit ganzem Herzen tut. Ebenso ist uns Professionalität wichtig: Die Fotografinnen oder Stylisten gehen in ihrer Rolle zu einer Familie. Sie sind weder für die Trauer der Menschen verantwortlich, noch bieten sie ihnen nach dem Einsatz weitere Unterstützung an. Ihr Ziel ist es, der Familie ein schönes Bild zu schenken, liebevolle Momentaufnahmen zu erstellen, bleibende, kostbare Erinnerungen zu schaffen. Einen hohen Stellenwert hat zudem, dass jeder Termin so gut wie möglich organisiert und koordiniert ist, so dass unsere Ehrenamtlichen optimal darauf vorbereitet und auch die Pflegenden und Hebammen im Spital im Vorfeld über den Ablauf informiert werden können. Dies ist die Aufgabe der Einsatzleiterinnen, die eng mit den Spitälern in Kontakt stehen. Sie klären vorab wichtige Fragen wie beispielsweise, wer bei einem Termin alles dabei sein soll, wie das Sternenbaby aussieht, etc.
«Für unsere Fotografinnen und Stylisten organisieren wir Treffen, an denen sie sich austauschen können.»
Ich stelle mir das sehr schwierig und emotional vor, eine Familie zu fotografieren, die in einer so schwierigen Lebenssituation ist. Bereiten Sie Ihre Teams darauf vor?
Ja, unsere Fotografen und Stylistinnen sind vor Ort meistens alleine mit einer Familie, die eine sehr schwierige Zeit durchmacht. Dafür brauchen sie viel Empathie, Einfühlungsvermögen und auch Selbstfürsorge. Und sie müssen sich auf das Sterben und den Tod einlassen können. Wir haben deshalb ein umfassendes Handbuch für unsere Fotografinnen und Stylisten, in welchem die Abläufe und vieles mehr genau beschrieben sind. Jeder Einzelne muss für sich selber entscheiden, ob er aktuell in der Verfassung ist, sich in eine solche Ausnahmesituationen zu begeben. Damit sie sich bestmöglichst auf die Situation vorbereiten können, erhalten die Ehrenamtlichen, die sich gemeldet haben, vor jedem Einsatz von unseren Einsatzleiterinnen möglichst viele Informationen zur Familie. Zudem bieten wir Weiterbildungen an, zum Beispiel zum Thema Trauer, Bildbearbeitung, Supervision etc. Wir organisieren zudem Treffen, an denen sich die Mitarbeitenden des Vereins austauschen können. Dies sind Austauschessen in verschiedenen Regionen in der Deutschschweiz oder ein Teamevent.
«Unsere HIN E-Mail-Adresse nutzen wir vor allem für den Austausch mit Spitälern.»
Für die Kommunikation per E-Mail nutzen Sie neu HIN. Wie haben Sie von uns erfahren?
Ich selbst bin freiberufliche Pflegefachfrau und habe in diesem Kontext schon länger eine HIN E-Mail-Adresse. Als ich Teamleiterin wurde, habe ich gemerkt, dass datenschutzkonforme elektronische Kommunikation auch bei Herzensbilder ein wichtiges Thema ist. Deshalb haben wir eine HIN Mitgliedschaft abgeschlossen.
Und wofür nutzen Sie HIN?
Unsere HIN E-Mail-Adresse nutzen wir vor allem für den Austausch mit Spitälern und bei Bedarf mit den Ehrenamtlichen vor oder nach Einsätzen. Von den Spitälern bekommen wir Informationen über die Familien, per Telefon ebenso wie per E-Mail.
Sind Sie zufrieden mit HIN?
Ja, wir sind sehr zufrieden. Das Einrichten unserer HIN E-Mail-Adresse hat bestens funktioniert, der HIN Supporter war sehr freundlich und hat sich Zeit genommen für unsere Anliegen und Fragen.