HIN hat ihr Angebot per Dezember 2022 überarbeitet. Im Interview erklärt Peer Hostettler, Leiter Markt und Mitglied der Geschäftsleitung, was HIN zu diesem Schritt bewogen hat und welche Ziele und Visionen wir mit den Neuerungen verfolgen.
Dieser Beitrag richtet sich an HIN Kollektivmitglieder wie Spitäler, Heime und andere Institutionen des Gesundheitswesens. HIN Einzelmitglieder wie Arztpraxen oder selbständige Gesundheitsfachpersonen finden mehr Informationen in unserem Beitrag für Einzelmitglieder.
Peer, das Gesundheitswesen hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Kannst du wichtige Veränderungen nennen, die auch HIN betreffen?
Das kleine «e» aus eHealth, beziehungsweise die Digitalisierung, verändert seit langem und sie verändert auch weiterhin die gesamte Branche. Ich stelle ein technologisches und regulatorisches Wettrüsten fest; immer mehr, immer schneller. Diese Dynamiken zu verdauen, ist aufwändig für alle, egal ob Leistungserbringer, Berufsverband oder IT-Unternehmen.
Kannst du hierfür ein Beispiel nennen?
Gerne. Anfang 2021 wurde das «Bundesgesetz über elektronische Identifizierungsdienste» (E-ID-Gesetz) abgelehnt. Noch am Abstimmungswochenende wurden die Weichen für eine staatlich anerkannte E-ID gestellt. Ende dieses Jahres beginnt die parlamentarische Beratung und bereits ab 2025 könnten wir ein E-ID-Gesetz haben. Wir gehen davon aus, dass dann die Herausgabe, die Verwaltung und der Einsatz elektronischer Identitäten völlig neuartig sein wird.
Für HIN bedeutet das konkret: Schon seit vielen Jahren geben wir E-IDs für Gesundheitsfachpersonen heraus und haben somit auf der einen Seite unser aktuelles ID-System, zertifiziert nach Bundesgesetz über das elektronischen Patientendossier (EPDG). Dieses müssen wir aufrechterhalten und jährlich rezertifizieren lassen. Jedoch wissen wir auf der anderen Seite bereits, dass wir diese Lösung aufgrund der vorhin geschilderten Entwicklungen bald grundlegend werden anpassen müssen. Und kein Mensch weiss, wie lange es dauert, bis sich die neue staatliche E-ID durchsetzen wird.
«Als standeseigene Organisation haben wir und unsere Mitglieder während 25 Jahren einen elektronischen Kommunikations-Standard im Gesundheits- und Sozialwesen geschaffen.»
HIN hat ihr Angebot im Jahr 2022 überarbeitet. Warum?
Ein Jahr zuvor feierten wir unseren 25. Geburtstag. Als standeseigene Organisation haben wir und unsere Mitglieder während einem Vierteljahrhundert einen elektronischen bzw. digitalen Kommunikations-Standard im Gesundheits- und Sozialwesen geschaffen. Wir sind ein Club, der den Massstab für einfache Sicherheit setzt. Dieses Selbstverständnis, dieser Anspruch, hat sich in unserem vorherigen, historisch gewachsenen Angebot nicht mehr genügend widergespiegelt.
Das neue Angebot hat den Anspruch einfach und leicht verständlich zu sein. Wie gelang dies?
Durch Inklusion und Stringenz. Am besten bringe ich konkrete Beispiele: Ohne MPA keine Digitalisierung der Arztpraxen; wir haben deshalb mit der HIN Einzelmitgliedschaft für MPA und MPKein Angebot für MPA lanciert, das diese ohne jährliche Kostenfolge nutzen können. Ein weiteres Beispiel ist die HIN Kollektivmitgliedschaft: Gesellschaften, also grösseren Organisationen, bieten wir schon seit fünf Jahren HIN Kollektivmitgliedschaften an. Hier gab es bisher verschiedenen Modelle, was für unsere Kundinnen und Kunden unübersichtlich war. Neu gibt es nur noch eine HIN Mitgliedschaft für Kollektivmitglieder, welche alle zum Kommunikations-Standard gehörenden Leistungen inkludiert.
Ein Angebot für alle?
Uns ist es wichtig, dass unsere Kundinnen und Kunden – egal ob Person, Einzelunternehmen oder Gesellschaft – eine adäquate Basismitgliedschaft erhalten. Diese beinhaltet Leistungen im Kontext der elektronischen Kommunikation, mit denen Akteure im Gesundheits- und Sozialwesen die geltenden Datenschutz-Standards erfüllen. Konkret sind dies HIN Mail, Instant Messaging, eine elektronische Signatur-Lösung, eine Lösung für den Datentransfer und natürlich elektronische Identitäten. Selbstverständlich können wir Mitglieder-spezifische Bedürfnisse individuell bedienen; ich denke da beispielsweise an Lösungen für Versorgungsregionen, Unternehmenssignaturen oder bestimmte EPD-Angebote.
«Eine HIN Mitgliedschaft ist auch eine Haltung gegenüber den Patienten. Denn sie zeigt: Wir setzen uns dafür ein, dass Ihre Daten im Vertrauen behandelt werden.»
Die HIN Mitgliedschaft sichert also ab für die Einhaltung der Datenschutzvorgaben im Schweizer Gesundheitswesen beim digitalen Arbeiten?
Genau. Zudem ist sie eine Haltung gegenüber den Patienten, weil sie zeigt: Wir setzen uns dafür ein, dass Ihre Daten im Vertrauen behandelt werden. Damit unsere Mitglieder diese fortschrittliche Haltung ihren Patienten auch zeigen können, haben wir das HIN Label geschaffen.
Immer wieder höre ich von Gesundheitsfachpersonen oder Institutionen, dass sie gar nicht alle Leistungen von HIN brauchen. Sie möchten lieber weniger bezahlen…
Ich erinnere bei diesem Thema immer wieder daran, dass wir von der FMH und der Ärztekasse gegründet wurden, um datenschutzkonforme digitale Kommunikationsleistungen für das Schweizer Gesundheitswesen bereitzustellen. Und zwar möglichst einfach. Mitte der 90er-Jahre war sicheres E-Mail das aktuelle Thema und kein Mensch sprach von Instant Messaging oder Datenintegrität, geschweige denn von elektronischen Identitäten. Im Lauf der Zeit haben wir diese digitalen Kommunikationsleistungen entsprechend der Entwicklungen im Markt aufgenommen. Denn wir gleichen laufend unsere Angebote entsprechend der Entwicklungen in der Technologie und im Markt ab.
Neben der Einfachheit hat auch das Thema Transparenz bei der Anpassung des Angebotes eine wichtige Rolle gespielt …
Ja, Transparenz und Systemgleichheit sind uns ein wichtiges Anliegen. Jede und jeder soll mit dem gleichen Modell dieselben Leistungen bekommen; jede und jeder soll mit einer Basismitgliedschaft alle Werkzeuge erhalten, um die Potenziale unseres Kommunikationsstandards zu nutzen. Jedoch ist unser Angebot historisch gewachsen und gerade bei unseren Kollektivmitgliedern gibt es noch Organisationen, deren Verträge seit sehr langer Zeit nicht angepasst wurden. Daher hat die Vereinheitlichung und Bereinigung alter Verträge für uns nun an Priorität gewonnen.
«Mit der HIN Mitgliedschaft erfüllen Akteure des Gesundheits- und Sozialwesens bei der digitalen Kommunikation die geltenden Datenschutz-Standards.»
Kannst du uns zum Schluss noch die Neuerungen für Kollektivmitglieder erklären?
Bisher gab es verschiedene Anschlussmodelle, namentlich Basis und Premium, und kostenpflichtige Zusatzdienstleistungen. Neu bieten wir eine einheitliche Kollektivmitgliedschaft für alle. Die Kosten dafür berechnen sich grundsätzlich aus der Anzahl der Mitarbeitenden, wobei die Gesundheitsfach- und Hilfspersonen sowie Mitarbeitende in der Administration und IT im Fokus stehen. Die HIN Kollektivmitgliedschaft enthält standardmässig persönliche elektronische Identitäten (eIDs) für alle Mitarbeitenden der angeschlossenen Institutionen. Ebenfalls in der neuen HIN Kollektivmitgliedschaft enthalten sind alle eHealth Services von HIN, die sich einfach und mit minimalem Installationsaufwand in die Systemlandschaft von Institutionen einbinden lassen. Beispielsweise ist mit HIN Sign das elektronische Signieren von Dokumenten aus einem Primärsystem möglich, basierend auf der persönlichen elektronischen Identität – und zwar ohne Zusatzkosten. Ein weiterer in der Mitgliedschaft inbegriffener Service ist HIN Talk, ein datenschutzkonformer Chat-Dienst für alle Mitglieder der HIN Community.
Die neue HIN Kollektivmitgliedschaft
Zugang zum HIN Vertrauensraum für die ganze Organisation: HIN stattet die Mitarbeitenden von Kollektivmitgliedern echten, digitalen Persönlichkeiten (eIDs) aus. Damit verbinden sich diese aus der bestehenden System- und Prozessumgebung heraus mit dem HIN Vertrauensraum.
Mehr über die neue HIN KollektivmitgliedschaftBlogbeitrag über die Neuerungen
Peer Hostettler
Leiter Markt und Mitglied der Geschäftsleitung.